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Etikettenschwindel bei Lebensmitteln: Wenn die Verpackung zu viel verspricht

  • Juli 26, 2019

Bei herkömmlichen Konsumgütern ist es eine legistische Selbstverständlichkeit, KonsumentInnen vor falschen oder täuschenden Deklarationen auf angebotenen Waren zu schützen. Egal, ob Textilien, Werkzeuge, Computer, Schuhe oder Schmuck, wir haben die Möglichkeit, anhand der Warendeklaration für uns zu entscheiden, ob wir zu minder- oder höherwertigen Produkten greifen. Die Deklaration in den Zutatenverzeichnissen von Lebensmitteln jedoch öffnet Lebensmittelherstellern und -vertreibern Tür und Tor für (legalisierten) Etikettenschwindel. Man könnte die Unschärfen in der Europäischen Lebensmittelkennzeichnungsverordnung als vernachlässigbar abtun, wären da nicht die enormen Auswirkungen auf das Konsumverhalten und auf die Volksgesundheit. Eine kürzlich erschienene Studie zeigt auf: industrielle Halbfertigprodukte weisen einen Nährstoffverlust von bis zu 90% ihres Grundnahrungsmittels auf.

Der zunehmende Konsum vorgefertigter Nahrungsmittel spiegelt letztlich unseren Lebensalltag wider. Essen und Trinken werden zunehmend zur „Nebensache“. Dem vordergründigen Nutzen der Zeitersparnis stehen dabei Nachteile gegenüber, die den KonsumentInnen vermutlich weniger bewusst sind: enorme Vitamin- und Mineralstoffverluste und ein hoher Anteil an synthetischen Zusatzstoffen. Im Jahr 2019 setzt der europäische Markt mit Conveniencefood-Produkten, also mit Fertig-Nahrungsmitteln, bereits rund € 53 Milliarden um. Unter „Conveniencefood“ versteht man nicht nur Süßigkeiten und Fertigpizza, sondern auch das Instant-Püree im Restaurant oder die Fertigsuppe in der Kindergarten-Küche.

Die Kartoffel im Instant-Kartoffelpüree: Nur auf, statt in der Verpackung

Eine Studie des Instituts für Nährstofftherapie Lungau aus 2013 zeigt, dass die Deklarationen in den Zutatenverzeichnissen von Lebensmitteln falsche Versprechen suggerieren. So zeigt die Untersuchung, dass uns eine Portion Fertigpüree – im Vergleich zu Kartoffeln – nur mehr 10% des Tagesbedarfs der Mineralstoffe Magnesium und Kalium liefert. Das Püree aus erntefrischen Kartoffeln würde uns mit etwa 50% des Tagesbedarfs versorgen. Dabei besteht übrigens kein Unterschied zwischen Bio-Qualität oder konventionellen Marken. Hintergrund dieser enormen Verluste ist die Tatsache, dass Instant-Pürees aus entmineralisierter Kartoffelstärke hergestellt werden, obwohl sie im Zutatenverzeichnis als ‚Kartoffeln’ deklariert werden dürfen.
Zusätzlich wurden noch folgende Grundnahrungsmittel und ihre korrespondierenden Fertigprodukte auf ihre wertbestimmenden Inhaltsstoffe analysiert: Vollmilch 3,5% Fett gegenüber Magermilch 0,5% Fett, Tomaten im Vergleich zu Instant-Tomatencremesuppe, Apfel gegen Apfelsaft, Vollkornbrot und Weizentoastbrot. Im Rahmen der Erhebungen wurden Fette sowie die Fettsäurenzusammensetzung, Ballaststoffe, Beta Carotin, die Vitamine der B-Gruppe, Spurenelemente und Mineralstoffe bestimmt. Das Ergebnis: Der Verlust an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Faserstoffen und essenziellen Fettsäuren durch die industrielle Vor-Verarbeitung beträgt generell 50-90 %.
Wie die Analysenergebnisse zeigen konnten, reichen bereits ein bis zwei Anteile an Convenienceprodukten im täglichen Speisen- bzw. Getränkeplan aus, eine Mangelversorgung an einzelnen wertbestimmenden Nahrungsbestandteilen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, ungesättigten Fettsäuren oder Ballaststoffen zu provozieren.

Die durchgeführte Studie finden Sie im Journal:

OM & Ernährung, Nr. 145/2013, S. 2-6 unter dem Titel Conveniencefood: Untersuchung der Mikronährstoff-Dichte von industriellen Fertigprodukten im Vergleich zu ihren korrespondierenden Grundnahrungsmitteln. Autoren: Fuchs, Norbert/Pop, Denise-Silvia/Markolin, Gertrude/Kuklinski, Bodo/Santner, Silvia/Fuchs, Helene/Fuchs, Julia/Döme, Sophie